Wusstest du, dass ...
… paramilitärische Gruppen den Alltag in Nordirland jahrzehntelang bestimmten?
Es waren bewaffnete Organisationen, die nicht Teil des offiziellen Militärs oder der Polizei waren, sondern ihre eigenen politischen Ziele mit Gewalt durchsetzten. Sie kontrollierten Straßenzüge, setzten ›Strafen‹ durch und bestimmten, wer in einem Viertel geduldet wurde.
… die bekannteste republikanische Gruppe IRA (Irish Republican Army) ist?
Ihr Ziel war ist vereinigtes Irland, unabhängig von Großbritannien. Die IRA verübte Bombenanschläge, Schießereien und Attentate – von militärischen Zielen bis hin zu öffentlichen Plätzen in Belfast, (London)Derry oder auch London. In katholisch-nationalistischen Vierteln ist sie stark verwurzelt.
… es mehrere Abspaltungen der IRA gibt?
Die »Provisional IRA« war ab den 1970ern die dominierende Kraft, während kleinere Splittergruppen wie die »Continuity IRA« oder die »Real IRA« auch nach 1998 Anschläge fortsetzen. Gerade diese radikaleren Gruppen lehnten das Karfreitagsabkommen ab.
… auf unionistischer Seite Gruppen wie die UDA (Ulster Defence Association) oder die UVF (Ulster Volunteer Force) standen?
Sie wollten den Verbleib Nordirlands im Vereinigten Königreich sichern – und setzten auf Gegenterror. Loyalistische Milizen verübten Anschläge vor allem auf katholische Zivilisten, betrieben Einschüchterung, Erpressung und paramilitärische »Gerichtsbarkeit« in ihren Vierteln.
… paramilitärische Gruppen regelrechte Parallelgesellschaften schufen?
In vielen Stadtteilen Belfasts oder (London)Derrys kontrollierten sie, wer wo wohnen durfte, hielten »Gerichtsverhandlungen« gegen Kriminelle ab und verhängten grausame Strafen wie »Kneecappings« – gezielte Schüsse in die Beine. Auch Schutzgelderpressung und Schmuggel waren Alltag.
… ihr Umgang mit dem Karfreitagsabkommen gespalten ist?
Die IRA erklärte 1997 einen Waffenstillstand. Doch Splittergruppen lehnen den Frieden ab und führen weiter Anschläge aus. Auch viele loyalistische Gruppen geben ihre Waffen nur zögerlich ab und halten an ihren Strukturen fest.
… sie nicht nur im Norden präsent waren?
Belfast, (London)Derry und ländliche Grenzregionen gelten als Hochburgen der Paramilitärs. Doch auch in Dublin, Monaghan oder kleineren Städten Irlands waren ihre Netzwerke aktiv – für Waffenhandel, Geldwäsche oder Anschläge.
… paramilitärische Organisationen trotz Friedensprozess lange unsichtbar präsent bleiben?
Viele ihrer Mitglieder tauchen nach 1998 in der Politik oder im organisierten Verbrechen auf. In manchen Vierteln sieht man weiterhin Wandbilder mit Waffen, Masken und Slogans – stille Mahnmale dafür, dass die alten Kämpfer noch immer Einfluss haben
… die Royal Ulster Constabulary (RUC) jahrzehntelang die Polizei Nordirlands war?
Gegründet 1922, galt sie lange als Bollwerk der protestantischen Unionisten. Über 90 % der Beamten waren Protestanten – für viele Katholiken war die RUC daher Symbol von Unterdrückung und Ungerechtigkeit.
… die RUC während der The Troubles massiv kritisiert wurde?
Katholiken warfen ihr Gewalt, Diskriminierung und Zusammenarbeit mit loyalistischen Paramilitärs vor. Hausdurchsuchungen, willkürliche Festnahmen und der Einsatz von Gummigeschossen gegen Demonstranten vertieften das Misstrauen.
… auch die RUC selbst Ziel der Gewalt war?
Über 300 Polizisten wurden während der The Troubles getötet, viele durch IRA-Anschläge. In manchen Vierteln Belfasts galten sie als »legitime Ziele«, sodass Streifenfahrten ohne Militärschutz kaum möglich waren.