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Politik & Geschichte

Crashkurs Irland 1998
Kategorie: Gesellschaft der Neunziger

Wusstest du, dass ...

… die Politik Nordirlands vor 1998 in einer Sackgasse steckte?
Die Unionisten dominierten jahrzehntelang das Parlament in Stormont. Katholiken hatten kaum politische Mitsprache, was Proteste und Radikalisierung förderte. Ab 1972 wurde das Parlament sogar aufgelöst, und Nordirland kam direkt unter britische Verwaltung (»Direct Rule«).

… der Nordirlandkonflikt (The Troubles) Ende der 1960er Jahre begann?
Die katholische Minderheit in Nordirland wehrte sich gegen Diskriminierung, Wohnungsnot und politische Benachteiligung. Bürgerrechtsmärsche wurden gewaltsam aufgelöst. 1969 marschierten erstmals britische Soldaten ein. Was als Schutz gedacht war, führte zu Jahrzehnten der Gewalt.

… das »Bloody Sunday«-Massaker am 30. Januar 1972 ein Fanal setzte?
In (London)Derry erschossen britische Fallschirmjäger 13 unbewaffnete Demonstranten. Die Bilder gingen um die Welt und radikalisierten viele Katholiken, die sich in der Folge der IRA zuwandten. Der Konflikt erreichte eine neue Eskalationsstufe.

… … auch die Republik Irland Opfer der Gewalt wurde?
Am 17. Mai 1974 starben bei loyalistischen Bombenanschlägen in Dublin und Monaghan 33 Menschen – die schwersten Attentate in der Geschichte der Republik. Weitere Sprengsätze trafen in den 1970er und 1980er Jahren Dublin, oft gezielt gegen Regierungsgebäude und Infrastruktur.

… … Gefängnisse wie das Maze (Long Kesh) zum Symbol des Konflikts wurden?
Hunderte Mitglieder der IRA und loyalistischer Gruppen saßen dort ein. Hungerstreiks, Zwangsernährung und Misshandlungen prägten den Alltag. 1981 starben zehn Gefangene, darunter Bobby Sands, nach monatelangem Hungerstreik – ein Ereignis, das weltweit Aufsehen erregte.

… … paramilitärische Gruppen weite Teile der Gesellschaft kontrollierten?
Die IRA und loyalistische Milizen bestimmten das Leben in vielen Stadtteilen. »Kneecappings« – Schüsse in die Kniegelenke – dienten als Strafe für Verräter oder Kriminelle. Auch nach Waffenstillständen blieben diese Gruppen im Alltag mächtig.

… Dublin trotz der Nähe zum Konflikt vergleichsweise ruhig blieb?
Abseits weniger Anschläge war die Hauptstadt nicht von täglichen Straßenschlachten betroffen. Die Menschen verfolgten die Gewalt über Radio und Zeitung, doch Misstrauen und unterschwellige Angst bestimmten auch hier die Atmosphäre.

… in den 1990er Jahren ein weiteres dunkles Kapitel sichtbar wurde?
Skandale um die katholische Kirche erschütterten das Land. Frauen wurden in Magdalenenheimen zur Arbeit gezwungen, Kinder in kirchlichen Heimen misshandelt. Diese Enthüllungen fielen in eine Zeit, in der das Vertrauen in Institutionen ohnehin brüchig war.

… mehrere Friedensversuche scheiterten, bevor es 1998 zum Durchbruch kam?
Schon 1973/74 gab es das »Sunningdale Agreement«, das eine Machtteilung vorsah – doch Unionisten boykottierten es. Erst in den 1990er Jahren, nach jahrzehntelanger Erschöpfung und internationalen Druck, öffnete sich ein neues Fenster.

… das Karfreitagsabkommen eine radikale Neuordnung der Politik brachte?
Es schuf ein neues nordirisches Parlament mit verpflichtender Machtteilung: Unionisten und Nationalisten mussten gemeinsam regieren. Ein ›First Minister‹ und ›Deputy First Minister‹ hatten nahezu gleiche Befugnisse – ein Signal, dass keine Seite mehr allein bestimmen durfte.

… auch die Zusammenarbeit zwischen Irland und Nordirland festgeschrieben wurde?
Ein ›Nord-Süd-Ministerrat‹ sollte gemeinsame Projekte zu Wirtschaft, Bildung oder Infrastruktur steuern. Gleichzeitig entstand ein ›Britisch-Irischer Rat‹, in dem Irland, das Vereinigte Königreich und die nordirische Exekutive vertreten waren.

… das Karfreitagsabkommen am 10. April 1998 Hoffnung bringt?
Nach über 3.500 Toten und zehntausenden Verletzten einigten sich Unionisten und Nationalisten auf eine gemeinsame Regierung, den Abbau von Waffen und die Freilassung vieler Gefangener. Auch die Grenze zu Irland sollte offen bleiben. In Dublin wie in Belfast löste das Abkommen Hoffnung aus – und zugleich Skepsis, ob der Frieden halten würde.





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